Ronny Ruider − Unternehmensexterner Nachfolger der PAKA Glashütter Pappen- und Kartonagenfabrik GmbH


Ronny Ruider lernte das Unternehmen durch die Vermittlung der IHK Dresden kennen. In einem 14-tägigen „Praktikum“ konnte er intensiv in die Firma rein schnuppern und war danach überzeugt, dass die PAKA und er gut zusammen passen.


Welches Unternehmen haben Sie übernommen?

Die PAKA Glashütter Pappen- und Kartonagenfabrik GmbH. Wir produzieren Wickelpappen, Kartonagen und Kartoninneneinrichtungen.


Wie und wo haben Sie den Übernehmer kennen gelernt?

Herr Klemm, der die Gespräche federführend für die beiden Gesellschafter führte, hat sich an die IHK gewandt. Bei dieser hatte ich mich einige Jahre vorher einmal mit meinem Interesse vorgestellt. Und nachdem der erste Kontakt hergestellt war, fand dort auch unser erstes Gespräch statt.


Wann haben Sie sich für die Übernahme entschieden?

Anschließend haben wir uns einige Male vor Ort getroffen. Letztendlich konnte ich in einem 14-tägigen „Praktikum“ intensiv in die Firma rein schnuppern: mit der Belegschaft sprechen, die Produktion beobachten, die Produkte kennen lernen. Und danach war ich überzeugt, dass die PAKA und ich gut zusammen passen.


Was waren die drei größten Herausforderungen während der Übernahme und wie haben Sie diese bewältigt?

Als Branchenfremder war meine größte Herausforderung sicherlich die, sich in den Markt einzuarbeiten und die Frage nach der Zukunftsfähigkeit des Unternehmens positiv zu beantworten. Dafür habe ich viel mit den Mitarbeitern gesprochen, habe Kunden und Lieferanten besucht, bin auf Messen und Verbandsveranstaltungen gewesen, um so ein rundes Bild auf die Gesamtlage zu bekommen.
Aber letztendlich ist die PAKA glücklicherweise so breit aufgestellt, dass sie nicht von einem Produkt oder einem Markt abhängt. Eigentlich sind es drei, vier Unternehmen in einem – die nächste großer Herausforderung. So eine Wickelpappenanlage ist ein Zusammenspiel von vielen verschiedenen Maschinen und Prozessen, was relativ kompliziert ist. Und in der Verarbeitung haben wir weit über 30 Maschinen, die eine ganze Menge verschiedene Produktionsschritte abbilden können. Als Nicht-Techniker verliert man da relativ schnell den Überblick. Wenn man auf dieser Basis zu viele Baustellen aufmacht, kann das im Chaos enden. Also habe ich die Devise ausgegeben, das Vorjahr als Orientierungsbasis zu nehmen und darauf aufbauend Stück für Stück kleinere Veränderungen/Anpassungen vorzunehmen.
Da knüpft dann gleich die dritte große Herausforderung an: die unterschiedlichen Unternehmerpersönlichkeiten bzw. Führungsstile zwischen mir und meinem Vorgänger. Ich denke, dass meine Generation Führen und Führung anders sieht, als es vor zwanzig, dreißig Jahren gehandhabt wurde. Zum einen möchte ich die Diskussion, den Austausch um die beste Idee bzw. das beste Vorgehen. Zum anderen kann ich die technische Unterstützung nicht in dem Maße meiner Vorgänger liefern; insbesondere da mein Fokus mehr auf Marketing und Vertrieb liegt. Das war für viele Kollegen gewöhnungsbedürftig. Hier habe ich versucht, meine Gedanken und Einstellungen zu erklären und aufzuzeigen, dass es die meiner Meinung nach beste Vorgehensweise für unser aller Wohlergehen ist.


Was macht Sie besonders stolz bzw. was sind Ihre bisherigen Erfolge?

So eine Unternehmensübernahme ist letztendlich wesentlich komplexer und vielschichtiger als ich es mir am Anfang vorgestellt hätte. Darüber hinaus gibt es auch für einen persönlich recht viel zu bedenken; angefangen beim speziellen sozialversicherungsrechtlichen Status als „beherrschender geschäftsführender Gesellschafter“ über Kreditbürgschaften, Lebensversicherungen bis hin zur Erarbeitung eines Notfallkonzeptes für den unerwünschten Fall der Fälle. Und das alles nebenbei während man sich in einen neuen Job einarbeitet. Insofern macht es mich schon ein wenig stolz, die Unternehmensübernahme bisher gut über die Bühne gebracht zu haben. Und wenn dann auch noch nach dem ersten Jahr in eigener Verantwortung die ursprünglich angedachten Planungen gepasst haben, kann man das wohl als einen geglückten Start und einen Grund zum Stolz sein bezeichnen.


Gab es Tage, an denen Sie sich nicht sicher waren, wie und ob es weitergehen soll? Wenn ja: wie haben Sie diese Hürden bewältigt?

Nein, eigentlich nicht. Letztendlich hatte ich das Glück, viele gute Menschen um mich herum zu haben, die – bewusst oder unbewusst – in schwierigen Momenten die positiven Ansätze unterstrichen haben, so dass es nie wirklich so kritisch war.
Na klar gibt es Höhen und Tiefen. Und sicherlich kann man nicht mehr wie früher als Angestellter, sich mit dem Gedanken „es ist nur ein Job“ in die Entspannung zurück ziehen, um danach wieder mit neuer Kraft zu starten. Jetzt komme ich da ja nicht mehr so einfach raus. Dennoch hilft es manchmal, die Welt nicht so dunkel zu sehen, Ablenkung zu suchen und dann mit etwas Abstand und vielleicht dem einen oder anderen Ratschlag von außen wieder frisch an die Problemlösung zu gehen.

Welche Erfahrungen möchten Sie an andere weitergeben, die jetzt vor der Entscheidung stehen, eine Unternehmensnachfolge anzutreten?

Mir wurde oft zu diesem „mutigen Schritt“ gratuliert, insbesondere von alteingesessenen Unternehmern. Nach einer Weile fragt man sich, ob diese Personen nicht eigentlich ‚übermütig‘ meinen. Ein bisschen Verrücktheit gehört sicherlich dazu, denn als Angestellter geht es einem recht gut. Wenn man sich demgegenüber das Image des Unternehmers in unserer Gesellschaft und die Einstellung vieler Leute zu Lohn und Leistung anschaut, so braucht man sicherlich eine gewisse Portion Frustrationstoleranz. Auch wenn man sich all die Dinge anschaut, die auf den Unternehmen bzw. dem Unternehmer abgeladen werden.
Ich glaube, dessen sollte man sich vorher bewusst sein, um nicht unterzugehen. Auch aus diesem Grund ist meine Devise die, dass ich mir weniger eine Firma, sondern vielmehr einen Traumjob gekauft habe. Und da gehören auch ein paar negative Seiten dazu. Aber als angestellter Geschäftsführer kann man selten so unternehmerisch Wirken wie als Inhaber.


Was ist Ihre Zukunftsvision bzw. was möchten Sie in den nächsten 5 Jahren erreichen?

Ich glaube nicht, dass mein Einarbeitungsprozess nach eineinhalb Jahren schon abgeschlossen ist; also gilt es zu allererst diesen fortzusetzen. Darüber hinaus ist meine Zielsetzung sicherlich in erster Linie die PAKA Stück für Stück weiter zu entwickeln und damit natürlich auch zukunftsfähig/-sicher zu machen. Letztendlich bin ich hier nicht nur für ein paar Jahre, sondern vielmehr für ein paar Jahrzehnte angetreten.