Sandra Horn - Unternehmensnachfolge in der Familie ein Auslaufmodell?


Unternehmensnachfolgen innerhalb der Familie, abgesehen vielleicht von den klassischen Handwerksbetrieben, sind selten. Die fehlende persönliche Distanz bietet ein wesentliches Konfliktpotential. Sich neben seinen Eltern, die bereits seit der Gründung 1991 viele Vorleistungen erbracht haben, zu behaupten, ist gerade am Anfang eine große Herausforderung. Die Fußstapfen, in die es hineinzuwachsen gilt, erscheinen zu Beginn riesig. Fehlentscheidungen und Niederlagen gehören dazu; mit dem Kopf durch die Wand geht nicht immer. Es gibt jedoch auch die andere Seite, die in der Wahrnehmung etwas zurücksteht: Die Chance zu bekommen, ein Unternehmen in die nächste Generation zu führen, ist ein wunderbares Gefühl. Eine Unternehmensnachfolge bietet auch Freiräume zum Gestalten, um seine Ideen umzusetzen, Verantwortung zu übernehmen und die tägliche Bewältigung der verschiedenen Herausforderungen erfüllt einen am Ende des Tages mit Stolz. Selbstläufer sind Firmenübernahmen aber nie. Von beiden Seiten wird viel Willen und noch mehr Toleranz gefordert. Jeder Betroffene kann dahingehend eigene Erfahrungen schildern.


Für die IBH IT-Service GmbH haben wir unseren Weg gefunden. Die Entscheidung zur Unternehmensnachfolge trafen wir vor 4 Jahren. In unzähligen Gesprächen haben wir mögliche Wege besprochen und kontrovers diskutiert. Nur in einem waren wir uns von Anfang an einig: Einen Übergang eins zu eins könne es nicht geben. Die Übernahme eines gewachsenen Unternehmens stellt eine andere Herausforderung als ein Unternehmen von Null aufzubauen. So gilt es, Mitarbeiter, Kunden und Partner einzubinden und deren Vertrauen in den Fortbestand des Unternehmens zu stärken. Darüber hinaus führen Qualifikations- und generationsbedingte Sichtweisen zu unterschiedlichen Arbeits- und Herangehensweisen. Darauf aufbauend haben wir eine Vision gestaltet, wie das Unternehmen aufgestellt werden müsste. Änderungen von Strukturen, Prozessen, Verantwortlichkeiten und Produkten waren die Folge. Eine gesicherte Übernahme bietet viele Chancen für weiteres Wachstum. So sind heute 35 Mitarbeiter für unsere Kunden im Einsatz. Aus diesem Grund haben wir frühzeitig Teamleiterebenen eingeführt und Abteilungen herausgearbeitet. Auch haben wir teilweise neue Stellen geschaffen, um klare Strukturen mit eindeutigen Verantwortlichkeiten entstehen zu lassen. Das Produktportfolio muss die Stärken der nächsten Generation widerspiegeln. In diesem Sinne haben wir das Thema Rechenzentrumsdienstleister weiter in den Fokus gerückt. Bei unseren Firmenneubau letztes Jahr haben wir zwei neue Rechenzentren für qualitativ hochwertige Dienstleistungen errichtet. Wir möchten nicht nur typische Rechenzentrumsdienstleistungen anbieten, sondern die Planung, den Bau und den Betrieb von Kundenrechenzentren weiter ausbauen. Gleichzeitig soll das Planen, Umsetzen und Betreuen von diversen Infrastrukturprojekten als unser klassischer Geschäftszweig bestehen bleiben. Wir sind schließlich stolz darauf, den Kunden IT-technisch ganzheitlich zu betreuen. Letztlich stehen wir aber wie jedes andere Unternehmen vor der Herausforderung, ausgehend von Altbewährtem den richtigen Weg in die Zukunft zu finden. Dabei treten viele Konflikte auf. Wir haben uns diesen stets gestellt und dadurch immer einen Weg gefunden, der sich im Nachhinein als der richtige herausgestellt hat. Die Auseinandersetzung ist wichtig, aber auch das gemeinsam erreichte Ergebnis und das gute Gefühl auf beiden Seiten, wieder ein Stück des Weges vorangekommen zu sein.


Für den Übernahmeprozess haben wir uns insgesamt 5 Jahre gesetzt. Ein definierter Übernahmezeitraum ist ein wichtiges Zeichen für Kunden sowie Mitarbeiter und fördert das Vertrauen in den Übernahmeprozess. Für uns wird der Übernahmeprozess im Jahr 2018 abgeschlossen sein. Viele Mitarbeiter, Kunden und Partner begleiten den Übernahmeprozess positiv. In all der Sicherheit und Unterstützung muss der eigene Weg im Mittelpunkt stehen und die Unabhängigkeit durch ein eigenes Netzwerk aufgebaut werden. Heute hat die IBH den Wechsel in die nächste Generation fast geschafft.


Schlussendlich gibt es leider kein manifestiertes Erfolgsrezept. Den Übernahmeprozess auf Augenhöhe gemeinsam zu durchlaufen ist wohl das Entscheidende und gleichzeitig die höchste Kunst.